Schaffe einen ökologischen Garten
Lifehack
Ich habe vorher schon mal erwähnt, dass man von einem ökologischen Garten profitieren kann. Eine hohe Biodiversität ist einer der Schlüsselfaktoren, um Ökosysteme und deren Funktionalität zu erhalten, sowie diese vor Invasionen durch fremde Arten zu schützen. Eine hohe Biodiversität unterstützt auch das Wachstum und den Ertrag von Nutzpflanzen und hilft auch bei der Bekämpfung von Ungeziefer. Hier möchte ich euch gerne einige Ideen präsentieren, wie ihr verschiedene Strukturen errichten könnt, um diversen Organismen (Tiere, Pflanzen und sogar Pilzen) einen Lebensraum zu bieten.
Wildblumen
Heutzutage sind die meisten Felder und Gebiete kultiviert und zu häufig werden Insekten durch Insektizide getötet. Zusätzlich werden Kräuter und Blumen durch Herbizide vernichtet. Wildblumen sind jedoch eine wichtige Futterquelle für viele Insekten, wie die Honigbiene, Wildbienen, Hummeln und Schmetterlingen. Diese sind wiederum eine wichtige Futterquelle für Insektenfresser. In dieser Hinsicht ist insbesondere der Stieglitz, sowie Fledermäuse wichtig. Zur Zeit sind viele dieser Tiere mehr oder weniger stark gefährdet.
Schon wenige Quadratmeter Wildblumen können bereits eine reichhaltige Futterquelle und ein guter Lebensraum für viele dieser Tiere und hilfreiche Assistenten sein, die gegen Schädlinge, wie Läuse, Wanzen und Mücken kämpfen. Insbesondere Marienkäfer und Florfliegen werden durch Wildblumen angezogen und lieben es eure Läuse zu fressen, die euer Gemüse oder Blumentöpfe befallen haben. Die Blumen sollten nur einmal im Jahr im späten Herbst geschnitten werden, nachdem alle Samen verbreitet wurden. Um die Tiere, die dort leben, zu schützen, solltet ihr nicht zu tief über dem Grund abschneiden oder (noch vorteilhafter) lasst sogar einige Bereiche komplett ungeschnitten.
Wenn ihr keine natürlich vorkommenden Wildblumen im Garten habt, könnt ihr Samen kaufen und sie selbst sähen. Jedoch solltet ihr die Samen oder Samenmischungen vorsichtig wählen, da viele Firmen Wildblumen einfach nach ihrem Aussehen mischen. Häufig werden so ausländische Blumenarten oder sogar invasive Arten eingemischt, welche vielleicht euren Bemühungen entgegenwirken. Ihr könnt Samenmischungen mit heimischen Blumenarten zum Beispiel auf wildflower.co.uk (für Großbritannien) bestellen. Wenn ihr bevorzugt einen eigenen Mix zu erstellen oder andere Quellen habt, gibt es eine Menge Quellen im Internet, bei denen man Mischungen oder einzelne Blumensamen bestellen kann (für Deutschland kann ich Saatkontor.de oder bingenheimer Saatgut empfehlen). Ihr könnt auch eine Menge Artikel für Ideen zu heimischen Blumen finden, wie zum Beispiel countrylife.co.uk und viele Weitere.
Kräuterberg
Für alle Kräuterliebhaber und Hobbygärtner ein Must-Have: ein schöner Kräutergarten. Es gibt viele unterschiedliche Kräuter mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen. Um ausreichend Platz und ein geeigneten Lebensraum für viele verschiedene Kräuter zu bieten, könnt ihr einen kleinen Kräuterberg bauen. Dafür solltet ihr mehrere Stufen errichten. Eine Grenze mit größeren natürlichen Steinen zwischen den Stufen wäre besonders gut geeignet (z.B. Findlinge oder Bruchsteine). Diese können entlang jeder Stufengrenze aufgeschichtet werden. Das Substrat für jede Stufe sollte im Stande sein, von oben nach unten, immer mehr Wasser zu halten. Dies könnt ihr erreichen, indem ihr auf den höheren Stufen normale Erde mit Steinen und Sand vermischt, während ihr weiter unten mehr normale Erde nehmt. Am Grund könnt ihr den Boden mit einer dünnen Schicht tonhaltiger Erde in einer kleinen Vertiefung versiegeln um einen sehr feuchten Fuß des Berges zu erhalten (stellt aber sicher, dass das Wasser immer noch ablaufen kann).
Nun könnt ihr mediterrane Kräuter, wie Thymian, Rosmarin, Oregano usw. auf der oberen Stufe pflanzen. Zusätzliche, flache Steine auf der oberen Etage erhöhen außerdem die Trockenheit und Hitze auf dieser Stufe. Auf der mittleren Stufe könnt ihr sub-mediterrane Kräuter, wie Petersilie, Salbei oder Dill pflanzen. Am Boden könnt ihr Kräuter pflanzen, die gerne eine hohe Feuchtigkeit oder sumpfigen Boden mögen, wie Schnittlauch oder Basilikum. Zwischen den Stufen sollten deutliche Sprünge liegen, damit das Wasser zu den niedrigeren Ebenen ablaufen kann und sich nicht zu schnell anstaut. Ihr könnt vielleicht sogar einige Eidechsen oder andere warme Steine liebende Tiere beobachten, welche durch euren Kräutergarten kriechen, wenn ihr ein paar nette warme Plätze während des Tages habt. Außerdem dienen die Löcher zwischen den Steinen als Zufluchtsort für Eidechsen, Wildbienen und Wildwespen, die wiederum Schädlinge und ungewollte Insekten unter Kontrolle halten. Vielleicht wird dort sogar etwas Fettkraut auf den höheren Stufen wachsen, welche recht seltene Pflanzen sind. Die meisten Kräuter bieten auch eine reiche Quelle für Nektar und Pollen für viele Insekten.
Sandhügel
Ein recht fester Ton-/Sand-Hügel bietet einen perfekten Lebensraum für eine Menge Wildbienen und Wildwespen, sowie für Käfer. Ist er groß genug und mit einigen, dekorativen Bruchsteinen verziert, bietet er vielleicht auch einen geeigneten Lebensraum für einige Heuschrecken, welche spektakuläre Farben haben können. Mit stärker strukturierten Steinen und Löchern, zieht er vielleicht auch Eidechsen an, die auch größere Insekten unter Kontrolle halten, damit diese nicht Überhand nehmen. All diese Tiere helfen, euren Garten von Schädlingen und unerwünschten Gästen freizuhalten. Sorgt einfach nur dafür, dass er nicht von zu vielen Pflanzen überwachsen wird. Ein paar kleinere Pflanzen sind aber nicht schlecht, da sie dem Hügel mit ihren Wurzeln zusätzliche Struktur verleihen.
Insektenhotel
Wenn ihr keinen Platz für einen Sandhügel habt, oder dies nicht möchtet, könnt ihr auch ein Insektenhotel platzieren. Es ist ebenso ein gut geeigneter Lebensraum für viele Wild-Insekten. Beide Strukturen in eurem Garten anzubieten, wäre natürlich noch besser um die Biodiversität der Insekten zu maximieren. Insektenhotels kann man einfach kaufen, aber sie sind auch sehr einfach selbst gebaut. Manche der Materialien in diesen Hotels sollten jedes Jahr oder nach ein paar Jahren erneuert werden, um Parasiten davon abzuhalten sich zu verbreiten. Diese bleiben nämlich häufig in den Unterschlüpfen ihrer Wirte.
Steinmauer / Steinhaufen
Ein tolles Habitat für Eidechsen und Schlangen (falls Wasser in der Nähe ist, vielleicht sogar für Ringelnattern), wäre eine Steinmauer oder ein Steinhaufen. Ist er groß genug mit größeren Löchern und Spalten, bietet er vielleicht sogar einen geeigneten Lebensraum für Hummeln, Bienen und Wespen und ihren Nestern. Insbesondere Schlangen halten Amphibien, wie Frösche oder Kröten unter Kontrolle. Üblicherweise muss man keine Angst vor gefährlichen oder giftigen Schlangen haben, da die meisten von ihnen sehr scheu sind und giftige Schlangen bevorzugen normalerweise in der Nähe von Wäldern und Sümpfen zu leben. Dieses Habitat kann auch sehr einfach mit dem Sandhügel oder dem Kräuterberg kombiniert werden, um vielen Tieren gleichzeitig Platz und Unterkunft zu bieten.
Fledermausboxen
Fledermäuse können lästige Insekten am Abend und während der Nacht fern halten. Eine Fledermausbox sollte nicht direkt am Haus angebracht werden, da die Tiere sich vielleicht durch den Menschen gestört fühlen könnten. Außerdem produzieren sie auch etwas Dreck (Ausscheidungen unter ihren Nestern). Aber mit den Ausscheidungen sammeln sie auch Nährstoffe unter ihren Nestern, was auch für manche Pflanzen, wie beispielsweise der Brennnessel vorteilhaft sein kann (wascht diese besonders gut, falls ihr diese essen wollt). Fledermäuse können theoretisch Tollwut übertragen. Jedoch sind nur wenige Fälle bekannt und normalerweise beißen sie keine Menschen. Im Falle das ihr gebissen werdet, solltet ihr euch aber durchchecken lassen - nur zur Sicherheit. Es gibt viele verschiedene Fledermausboxen für verschiedene Fledermausarten. Ich würde Boxen empfehlen, welche zum Beispiel für den großen Abendsegler (Nyctalus noctula) geeignet sind. Es ist die größte Fledermaus in Mitteleuropa (so könntet ihr sie auch besser beobachten, wenn ihr wollt) und sie beginnen bereits während dem Sonnenuntergang mit der Jagt und jagen bis zum Sonnenaufgang (mit einer Pause um Mitternacht rum). Diese Fledermäuse migrieren zu Sommerquartieren im Norden, deshalb werden sie während einiger Sommermonate nicht vor Ort sein. Dies ist vorteilhaft, da potentielle Erreger und Parasiten in ihren Boxen sterben, bis sie wieder zurückkommen (ihr könnt vielleicht auch die Boxen während dieser Zeit überprüfen und säubern). Die Männchen migrieren jedoch nicht und eine Gruppe besitzt normalerweise mehrere Orte zum schlafen. Sie werden also nicht jede Nacht in der Umgebung sein. Eine weitere schöne Fledermaus könnte auch die Fransenfledermaus (Myotis nattereri) sein, welche kleiner ist und eher während der Nacht jagt.
Vogelkästen und Brutstrukturen
Ihr könnt natürlich auch Brutkästen für Vögel anbieten. Diese finden jedoch normalerweise auch Plätze und bauen selber ihre Nester in geeigneten Lebensräumen. Um die Vögel zu unterstützen ist es von Vorteil einige Bäume (je älter, desto besser) und verschiedene Büsche (z.B. Schlehe oder Hartriegel) zu haben. Buchsbaum ist nicht die beste Wahl, da dieser häufig zu dicht wächst, als dass Vögel darin nisten können. Zumindest sollte es nicht nur eine Buschart geben.
Teich
Wenn ihr einen Teich und/oder einen kleinen Bach habt oder etablieren möchtet, stellt sicher, dass es einige Bereiche gibt, welche eine etwas stärkere Strömung aufweisen. Dies könnt ihr beispielsweise erreichen, indem ihr ein paar größere Steine oder einige Bruchsteine hier und da platziert. Dies erhöht den gelösten Sauerstoff im Wasser. Behaltet aber auch Bereiche in denen es etwas ruhiger ist. Beides ist wichtig für Köcherfliegen- und Libellen-Larven, welche Jagt auf andere aquatische Insekten und Insektenlarven machen, wie beispielsweise Mückenlarven, sowie andere fliegende Insekten nach der Geschlechtsreife. Versucht aber vollständig stehende Wasser-Bereiche zu vermeiden, da diese für Plagen, wie Mücken und Egel und unerwünschte Algenentwicklungen von Vorteil sind. Natürlich solltet ihr immer noch ein paar Algen haben, welche als Nahrungsquelle für andere invertebrate Zooplankter dient. Der beste Weg, all diese genannten Habitat-Strukturen zu erhalten, ist es, einen recht tiefen, bis tiefen Teich zu haben, durch den auf einer recht hohen Ebene ein kleiner Bach rein und wieder auf der anderen Seite raus fließt (oder ein kleines bisschen zu einer Seite verschoben). An den Rändern des Teichs könnt ihr diverse Pflanzen, wie Blutweiderich, Lilien und Schilf wachsen lassen. Letzteres ist besonders nützlich als natürliche Wasseraufbereitungsanlage und als Lebensraum für Wasservögel und Amphibien. Seid aber vorsichtig: Schilf verbreitet sich über und unter der Erde über Kriechsprosse und kann einen sehr dichten Gürtel um euren Teich bilden, wenn ihr ihn nicht abschneidet. Stellt sicher, dass es nur an einigen Punkten am Rand dichte Bestände bildet. Der Grund des Teiches sollte verschiedene Strukturen besitzen, wie beispielsweise Bereiche mit Makrophyten (größere Wasserpflanzen), steiniger Grund mit einer heterogenen Struktur (Löcher, Höhlen, etc.) und vielleicht einen zerbrochenen Ast eines Baumes. Dies hilft unterschiedlichen Tieren eine Population zu etablieren und erhöht somit die Biodiversität.
Zusätzlich, abhängig von der Größe des Teiches, könnt ihr versuchen Zooplankton, wie zum Beispiel Wasserflöhe (Daphnien) und Zoobenthos, wie Süßwasserkrebse (z.B. Gammarus pulex) einzusetzen. Jedoch verbreiten sie sich sogar auch von selbst, aus umliegenden Gewässern, falls der Lebensraum für sie geeignet ist und sie einen Verbreitungs-Vektor finden (einige können sich zum Beispiel verbreiten, indem sie Eier an das Gefieder von Enten kleben). Invertebrate sind sehr wichtig, da sie die Basis des Nahrungsnetzes für andere Insekten über Amphibien bis zu Vögeln um den Teich herum bilden. Außerdem fressen sie Laub und andere tote Materie, die ins Wasser fällt und sie helfen dabei eine gute Wasserqualität zu erhalten. Falls ihr in der Lage seid, Salamander oder Molche zu beobachten, könnt ihr euch sicher sein, das die Wasserqualität und die Struktur des Lebensraums sehr gut ist! Makrophyten, wie Seerosen, Lilien und Armleuchteralgen, helfen Algen in Grenzen zu halten, indem sie Nährstoffe aus dem Wasser sammeln, welche dann nicht mehr für die Algen zur Verfügung stehen. In schwächerer Strömung, können Algenblüten auch durch Wasserflöhe verhindert werden. In zukünftigen Artikeln, werde ich auch einige Pflanzen vorstellen, welche in einem Teich vermieden werden sollten, da diese invasiv sind.
Haltet euren Garten etwas unordentlich
Ganz recht - dies hilft euch nicht nur als Ausrede die Dinge so zu lassen, wie sie sind, sondern auch, um euren Garten in ein gutes Heim für hilfreiche Tiere zu verwandeln. Um einen der wichtigsten und auch gefährdeten zu nennen: ihr werdet ein Zuhause für den Igel schaffen. Lasst ein bisschen Totholz an den Rändern eures Gartens liegen und entfernt nicht sämtliches Laub, welches im Herbst zu Boden fällt. Diese bieten sehr schöne Unterkünfte für Igel, Frösche, Kröten und Käfer, welche wiederum Schnecken und ihre Eier oder andere störende Tiere jagen. Ihr könnt auch Äste, Totholz und Laub an ein paar Stellen sammeln, um Haufen zu bilden. Wenn ihr Glück habt, werden sie von verschiedenen Tieren besetzt. Erst mal aufgehäuft, solltet ihr diese Haufen in Ruhe lassen, um die Tiere nicht zu stören. Im Sommer und im Herbst, könnt ihr die Haufen vielleicht etwas säubern und ein paar Teile der Haufen erneuern, um das Wachstum und die Verbreitung von Parasiten zu verhindern.
Auch wenn dieser Artikel recht lang geworden ist, hoffe ich, dass diese Ideen euch inspirieren und anspornen euren eigenen ökologisch wertvollen und funktionalen Garten zu erstellen. Außerdem würde ich mich freuen von euch weitere Ideen für Lebensräume und Strukturen und Tipps von euch zu erhalten. Schreibt unten einfach Kommentare, damit wir diese Diskutieren können. Ich werde diese dann vielleicht an diesen Artikel anfügen.
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